Ich bin damit gross geworden, dass die Dinger Sigara Böregi heissen. Angeblich sollen sie in der Türkei umbenannt worden sein in Fingerbörek, aber das hat in Berlin nie jemanden interessiert. Da bestellt man sigar börek und gut is. Nun bin ich ja schon eine Weile nicht mehr in Berlin und eine der Sachen, die hier in der neuen Heimat eindeutig fehlen ist ein Vorrat an ordentlichem türkischen Leben. Seien es Märkte, Supermärkte, Bäckereien, Imbisse oder Restaurants. Gibt es hier nur in sehr, sehr kleinen Dosen. Und wenn ich nicht mühevoll nach den einzelnen Plätzen suche, dann muss ich halt selber Hand anlegen und mir sigar börek basteln. Nach einigem Hin & Her und meiner weiterhin andauernden vorsichtigen Annäherung an das Thema Frittieren, habe ich mich zu einer Bastelstunde entschieden. Ich muss noch ein wenig weiter an der Technik feilen, aber für einen ersten Versuch waren sie schon mal sehr schön gelungen. Als Rezeptgrundlage habe ich mich einmal quer durch das Internet gelesen und natürlich auf die Packungsrückseite meiner Yufka-Blätter geschaut. Für die ich extra den Weg zum einzigen mir bekannten türkischen Supermarkt auf mich genommen habe.Natürlich könnte ich auch die selber herstellen, aber da bin ich ein Fauli und lobe mir das Halbfertigprodukt.
Wie in der letzten Runde erwähnt, bin ich nicht die frittiersicherste. Andererseits war ich vergangene Woche mit ein paar Freunden im immer gleichen Haus in Südfrankreich und hatte also eine Sorge weniger: die eigene Wohnung zu ruinieren, sollte das mit dem Frittieren an irgendeiner Stelle schief gehen. Ich bin in diesem Jahr sehr, sehr kurzfristig erst zur Runde dazugestossen (Donnerstag: habt ihr noch einen Schlafplatz? Freitag: Chef, kann ich kommende Woche Ferien machen? Sonnabend: durchfahren bis an die Côte d’Azur).
Als also die Omnivoren geplant haben, sich einen Abend am Grillen eines Côte de Boeuf zu probieren, habe ich die Chance genutzt und mich in der freien Küche ans heisse Fett gestellt. Und Falafeln gebastelt. Für einen Erstversuch sind sie sehr gut geworden, ich habe natürlich schon Ideen, was ich beim nächsten Mal anders machen würde (allem voran: Backpulver in die Kichererbsenbuletten, damit sie lockerer werden). Dazu gab es ganz klassisch eine Sesamsauce und natürlich den einen oder anderen Salatanteil. Der Rest der Bagage durfte probieren (bis auf unseren Knoblauchverweigerer haben das auch alle getan) und waren durchweg angetan vom Ergebnis.
Manchmal hat man so unschöne Reste im Kühlschrank rumlungern. Bei mir war das neulich ein Kopfsalat, von dem eine Handvoll Blätter in Burger gewandert ist und danach hat sich niemand mehr für den interessiert. Zugleich gab es noch ein paar gekochte Kartoffeln, die zu wenige waren, um eine richtige zweite Mahlzeit zu ergeben. Damit muss ich ja was machen lassen. Dunkel habe ich mich erinnert, dass es so etwas merkwürdiges wie Kopfsalatsuppe gibt. Nach Rezepten gesucht und bei Annemarie Wildeisen fündig geworden.Die Rezepte sind mir eh sympathisch, weil einerseits immer auch auf ‚den kleinen Haushalt‘ Rücksicht genommen wird und sich der Rezeptkalender stark an der Schweiz orintiert – was gibt es an Zutaten zu welchen Zeitpunkten. Passt mir. Und die Rezepte passen mir auch häufig, so wie hier. Sie sind nicht zu kompliziert, aber gleichzeitig ein wenig anspruchsvoller als Kartoffeln mit Stippe. Ich glaube nicht, dass ich je Kartoffeln mit Stippe gegessen habe, doch irgendwie ist es mir (anhand der Fernsehserie? ATB hat eine Vorliebe für die Werke der Gräfin Bredow) als Paradebeispiel einfachen Essens hängengeblieben.
Das hier ist sehr, sehr einfach in der Zubereitung, fühlt sich aber ein wenig schicker an. Und schmeckt vor allem gut.
Manchmal, manchmal da kommen an sich geschätzte Rezepte wieder ein wenig in Vergessenheit. Um so schöner, wenn sie dann doch sich wieder in Erinnerung bringen, warum man sie damals gern und häufig gekocht hat. So geschehen mit der Toskanischen Tomatensuppe. Vor ein paar Jahren habe ich die regelmäßig im Sommer gekocht und auch auf Parties mitgebracht und dann… auf einmal war sie grundlos weg.
Die Tage war ich bei Freunden im Ferienhaus – auf dem Lande in Frankreich und wir haben irgendwie immer zu viel Baguette gekauft. Nun finde ich es schade, das Brot wegzuwerfen, auch wenn es schon im Laufe des Tages ein wenig oll wird. Zum Glück gibt es genügend Rezepte, in denen nach altem Brot gerufen wird (Salate, Suppen, Knödel, Arme Ritter, Bread Pudding und dergleichen mehr). Und eben auch diese Tomatensuppe. Ganz wichtig ist es hier, dass die Tomaten richtig reif und sonnengetränkt sind und dass das Olivenöl gut, sanft und nicht etwa merkwürdig harsch im Hals ist.
Im Hintergrund auf dem Bild sieht man die bisher besten Ofenkartoffeln. Perfekt geschnitten, außen kross, innen fluffig weich, ein wenig süßlich in Harmonie mit der Aioli (nicht im Bild). Das Geheimnis scheint es zu sein, die richtige Kartoffelsorte zu finden und dann einen geduldigen Menschen, der sie richtig schneidet. Hatten wir da zum Glück.
Aber zurück zur Suppe, die es vor der Grillage mit Ofenkartoffeln gab:
Endlich: es sommert vor sich hin. Es passte sehr schön zusammen, dass ein richtiger Sommer (um die 30° und Sonne) Einzug hielt und ich frei hatte. So gern ich Sommer und Wärme mag, es gibt auch bei mir einen Punkt, da kann ich nicht mehr besonders gut arbeiten und mein Gehirn geht in den Wärme-Notaus-Modus. Besser, wenn ich dann erst gar nicht arbeiten muss. Ich habe mir in windeseile einen Tagesablauf angewöhnt, der so aussah: in Ruhe frühstücken, Kleinkram erledigen, ggf. einkaufen, Mittagessen machen und essen, Schwimmsachen einsammeln und dann um 14.30 in der Badi sein und im Halbschatten die heißeste Zeit verträumen. Regelmäßig ins Wasser eintauchen und den Tag genießen. Buch lesen. Dösen. Mit den Füßen im Wasser sitzen und an Neffe IIs Babydecke stricken. Schwimmbadeis. Schwimmbadpommes. Und auf einmal ist es acht und ich werde darauf aufmerksam gemacht, dass sie jetzt doch gern schließen würden.
In dieser Reihe habe ich auch dieses Rezept für eine Gurken-Minz-Gazpacho von BBC GoodFood ausprobiert. Passt zum Wetter. Ist kühlend. Ein leichtes Mittagessen. Oder sicher auch Abendessen, wenn man keine Schwimmbadpommes hat. Bonuspunkte gibt es dafür, dass die Suppe komplett ohne Kochen und damit heißen Herd auskommt. Andererseits ist sie damit nichts anderes als ein flüssiger Salat. Macht nichts. Am besten frisch gekühlt direkt aus dem Kühlschrank essen.