Neulich hatte ich noch Zeit zwischen regulärem Büro und einem Workshop und wollte diese gern im Café nebenan überbrücken und vielleicht sogar noch ein Croissant zu meinem Kaffee nehmen, damit ich nicht vollkommen ausgehungert im Workshop aufschlage und der Leiterin den Kopf abbeiße ob meiner hungerinduzierten schlechten Laune. Es soll schon Kollateralschäden gegeben haben, wenn mein Glukosespiegel in den Marianengraben gesunken ist. Das war an dem Abend keine Gefahr: ich wurde im Café zum Essen genötigt. ‚Sind da noch Croissants?‘ Ja, ich solle soviele Essen, wie ich nur könne. Leider konnte ich nur eines essen, da ich mir dazu noch einen Eimer Milchkaffee bestellt hatte und dabei das erste Mal tatsächlich verstanden habe, wieso das in Ländern wie Frankreich als eigenständige Mahlzeit gilt.
Ein lausiges Croissant hatte ich gegessen. Das konnte so nicht durchgehen. Und nach einigem Hin & Her bekam ich alle restlichen Croissants (es waren derer vier) als Wegzehrung mit nach Hause. Solche Nötigung zum Essen kannte ich bis dahin nur als das Klischee jüdischer Schwiegermütter und ostpreußischer Großmütter. Und so stand ich am nächsten Tag da und hatte leicht altbackene Croissants in meiner Küche. Süß wollte ich nicht – sonst wären arme Ritter gegangen. Dann habe ich mich an die Briten und ihren Hand zum Bread Pudding erinnert und ja, das gibt es auch in herzhaft. Wunderbar. Und schon ist das Essen für mindestens die nächsten 2-3 Mahlzeiten gesichert. Leider habe ich das Rezept während des Kochens nicht genau mitgeschrieben, so dass ich nur ungefähre Angaben dazu machen kann, wie ich bei dieser Variante angelangt bin. Ich erinnere mich noch an
- Eiermilch
- Spinat
- Paprika
- Parmesan
Sozusagen ein wildes Crossover aus britisch, französisch, italienisch in einer Berliner Küche zusammengeworfen. Ach ja: das ist jetzt nichts für Kalorienfeiglinge.
Croissant Pudding
für 2-3
- 4 Croissants
- 2 Eier
- 200 ml Sahne
- 200 ml Milch
- Salz, Pfeffer, Muskat
- Butter
- 1 Schalotte, fein gewürfelt
- 1 Knoblauchzehe, fein gewürfelt
- 1 kleine Paprikaschote, gewürfelt
- 4 Handvoll Spinat, gewaschen und grob gehackt
- 2 EL Petersilie, frisch gehackt
- 2-3 Handvoll Parmesan, frisch gerieben
Eiermilch aus Eiern, Sahne, Milch, Salz, Pfeffer und Muskat herstellen. Die Croissants in mundgerechte Stücke in eine Schüssel zupfen und mit der Eiermilch bedecken, 20 Minuten stehen lassen. Dabei ab & an umrühren.
Den Ofen auf 175° vorheizen.
Schalotte und Knoblauch in der Butter anschwitzen und glasig dünsten. Die Paprika darin anbraten. Den Spinat dazu geben und zusammenfallen lassen. Petersilie dazu geben und kräftig würzen. Mit den eingeweichten Croissants mischen und in eine Auflaufform geben. Mit Parmesan bedecken und für ca. 1/2 Stunde backen.
Erstaunlich lecker was man so mit alten Croissants machen kann.
So möchte ich auch mal gerne genötigt werden und wenn ich dann auch noch was von deinem Crossover abbekommen würde = super! 🙂
Na das nenn ich mal eine gelungene Resteverwertung. Sieht wirklich sehr gut aus.
Wahnsinn, auf so ne geniale Resteverwertung würde ich nie kommen. Genial!
Das mit dem Marianengraben.. der Mitesser hatte gerade so einen wissenden Blick und ein leicht angegruseltes Nicken…
Der Croissant-Pudding klingt gut. Wird vorgemerkt, falls ich mal unerwartet in den Besitz einer großen Menge altbackenen Plundergebäcks komme. 😉
@ Eva: ich hätte Dir sicher was abgegeben – war genug für alle da. 😉
@ barcalex: merci
@ Sylvia: Du brauchst offensichtlich mehr exposure in punkto britischer Küche.
@ Evi: Mitesser lernen aber mit der Zeit auch die Zeichen erkennen und haben Notriegel in der Tasche (oder zumindest Traubenzucker).
Vielleicht nach dem nächsten Brunch? da bleibt ja am ehesten Mal eine größere Menge Croissants über.
Ungarische Tanten haben dieselben Eigenschaften mit der Essensnötigung 😉
Und naja, wenn ich schon keine Croissants da habe, mit ordinärem Weißbrot wird es auch gehen 🙂